„Abnehmender Grenznutzen“ klingt zunächst etwas sperrig, ist aber einfach zu beschreiben. Dem Wort „Nutzen“ bedient man sich in der Ökonomie mangels Alternativen gern. Auf unser liebstes Hobby, die Autos bezogen, kann man ganz simpel von Freude sprechen. Mit „Grenz“ ist dabei (Ableitung des ersten Gossenschen Gesetzes der Nutzenfunktion, um präzise zu sein) die zusätzliche Freude gemeint, die ein weiterer Konsum des gleichen Gutes zusätzlich stiftet. Gossen formulierte es so: „Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“
Unser Professor für Ökonometrie erklärte es gern so: An einem heißem Sommertag schmeckt das erste Bier sensationell. Das Zweite ist noch lecker, und ab dem Dritten hat man eigentlich genug. Der „Zusatzgenuss“ nimmt mit jeder weiteren Konsumeinheit signifikant messbar ab.
Das mag recht trivial klingen, begegnet einem beim Thema Auto aber fast täglich. Denn wer es sich leisten kann, hat eben nicht nur ein Fahrzeug Auto, sondern gern derer drei oder vier. Und manch einer verfügt gar über eine herausragende Sammlung klassischer Fahrzeuge. Das Spannende: Die zusätzliche Freude, sich neben der dem Alltagsgefährt noch ein feines Cabriolet zulegen zu können (quasi die Grenz- oder Zusatzfreude beim Sprung von einem auf zwei Autos) ist absolut gesehen signifikant. Immerhin kann man nun an schönen Tagen offen fahren und hat zudem ein Gefährt für den Alltag.
Begegnet uns, Italoaffinität vorausgesetzt, nun beispielsweise eine Giulia von 1968, spricht außer dem Invest nicht viel dagegen, den kleinen Fuhrpark um diesen Klassiker zu erweitern. Nun sind es also drei. Der Zusatznutzen, statt auf 2 nun auf 3 Autos zurückgreifen zu können, ist nun jedoch bereits deutlich geringer, als er beim Sprung von 1 auf 2 war.
So setzt sich die Kurve stets fort, bis zum Punkt der Sättigung, an dem der Kauf weiterer Fahrzeuge sogar einen „Negativnutzen“ stiftet. Denn jedes Auto erfordert Zuwendung, Zeit, Geld. Die dafür notwendige Energie, und sei es nur die Koordination der Werkstatt Arbeiten, kann die Fahrfreude gar überwiegen. Denn gefahren werden müssen Sie ja auch, dafür sind Autos schließlich gebaut.
So haben wir bei Klassische Automobile Wesel oft Kontakt mit Sammlern, um deren Fuhrpark sie zu beneiden sind. Doch nicht selten soll reduziert werden, denn das Mehr an Autos stiftet oft lediglich ein Mehr an Arbeit, nicht aber an Freude. Dabei hat jedes Individuum seine individuelle Nutzenpräferenzfunktion. Soll heißen: Für den Einen sind 3 Autos das Optimum, für den anderen 5. Doch wissenschaftlich herrscht weitestgehende Einigkeit darüber, das ab einer Anzahl von 7 Fahrzeugen ein Negativnutzen resultiert, also die Arbeit die Freude übersteigt. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Wenn Sie also das nächste Mal neidvoll auf einen Sammler schauen, dann haben Sie diese empirisch umfassend verifizierte Grundlage stets im Hinterkopf. Denn ihr Neid ist höchstwahrscheinlich unberechtigt.