Jeden Tag arbeite ich mit privilegierten Menschen zusammen. Ob Kunden, Freunde oder Geschäftspartner: Sie alle gehören zu jenen wenigen Auserwählten, die sich um das Morgen insbesondere monetär nicht sorgen müssen. Unsere Kunden zählen zu den Glücklichen, die genug Cashflow haben, sich ein exklusives Fahrzeug, koste es nun 10.000 oder 150.000,- Euro, neben dem ohnehin schon kostspieligen Alltag leisten zu können. Prozentual sind dazu auch in Deutschland nur Wenige in der Lage.
Auch mich selbst zähle ich dazu, und mehr als das: Ich verkaufe Traumautos, dies mit meinem besten Freund aus Kindertagen, darf meine Leidenschaft täglich leben und habe spannende menschliche Begegnungen. Als Philosoph Autos zu verkaufen ist ungemein interessant.
Was man dann jedoch beobachtet, hat mich zu diesem kurzen Artikel veranlasst. Denn irgendwo in den Wirren der heutigen Zeit scheint uns der Sinn für die Dankbarkeit abhandengekommen sein. Diese Aussage generalisiert zugunsten der Pointierung, aber es ist der Kern, auf den es ankommt. Lassen Sie mich dazu eine simple Frage stellen: Glauben Sie, dass Sie es verdient haben, z.B. einen Porsche zu besitzen? Die naheliegende Antwort lautet ja, so jedenfalls reagieren die meisten. „Studium absolviert…“, „hart gearbeitet…“, „sparsam gelebt…“, „immer an meinen Erfolg geglaubt“, „mich nie unterkriegen lassen…“, dass sind bespielhafte Begründungen, mit denen Sie all das rechtfertigen, was Sie besitzen. Und Sie haben Recht: Für jene genannten Faktoren können Sie was, und auf die können Sie auch stolz sein. Nur ist deren Anteil an dem Leben, welches Sie jetzt leben, vernachlässigbar gering.
Denn viel signifikanter, als dass, was (siehe hier auch mein Artikel zum Stoizismus) sie kontrollieren können ist der Anteil, der ihnen geschenkt wurde: Nehmen wir die Zeit, in die sie geboren wurden. Einige Jahrzehnte früher, und Sie hätten womöglich in der Normandie gekämpft und wären dort gefallen oder traumatisiert zurückgekehrt. Nehmen wir das Land ihrer Geburt: Selber Geburtstag, dafür in Ruanda oder Bangladesch, und ihre größte Sorge wäre jetzt wahrscheinlich nicht der beste Batterietrainer für die Wintermonate ihres Porsche. Nehmen wir ihre familiäre Situation: Sie hatten hoffentlich das Glück, in einem einigermaßen behüteten Umfeld aufzuwachsen, welches Ihnen zunächst die Lust und dann die Chance auf Bildung ermöglichte. Nichts vermag, Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, finanziellen Erfolg oder Misserfolg zu zuverlässig vorher zu sagen wie das familiäre Umfeld, in dem ein Mensch heranwächst. Denn Familie, Freunde und Bekannte, all das prägt Persönlichkeit. Wenn sie stolz auf ihren Unternehmergeist sind oder darauf, sich nie unterkriegen zu lassen, sind das Merkmale ihrer Persönlichkeitsstruktur, die Sie sich größtenteils nicht ausgesucht haben. Viel von dem, was wir sind, ist fremdbestimmt, also reine Glückssache.
Ihr Leben war sicher nicht einfach. Doch wenn Sie diesen Artikel lesen, also auf unserer Homepage waren, sich für diese Autos interessieren, in dieser Zeit leben…dann hatten Sie schon mehr Glück als die Allermeisten, die heutzutage leben oder bisher auf dieser schönen Welt lebten. Diese philosophisch Metaebene genannte Betrachtungsweise mag ob der alltäglichen und durchaus realen Sorgen, die wirklich jeden Menschen umtreiben, wenig anwendbar wirken. Natürlich ist das Leben keine leichte Angelegenheit, und doch: Der Blick von oben verändert die Sicht. Kein Mensch ist jeden Moment seines Lebens dankbar. Insbesondere dann nicht, wenn sich das Leben in seiner ganzen Härte zeigt. Und doch sollten wir nie vergessen und uns zumindest in einigen bewussten Momenten visualisieren, was uns das Leben ohne jegliches Zutun unsererseits geschenkt hat.
Studien zeigen, dass gegen Unzufriedenheit nichts besser wirkt als Dankbarkeit. Das Wissen darum, dass der größte Teil dessen, was wir sind und besitzen, nicht auf Eigenleistung, sondern Glück beruht, lässt uns zudem demütig werden. Wer demütig ist, betrachtet den eigenen Besitz anders und auch jene Menschen, mit denen es das Leben offenbar weniger gut meinte.