Der Jenaer Soziologieprofessor Hartmut Rosa prägt mit seinem Begriff der Resonanz den aktuellen philosophischen Diskurs maßgeblich. Mit Resonanz meint Rosa, ob wir mit der Welt in eine Beziehung treten. Der Begriff der Resonanz stammt aus der Musik und bezeichnet eine Art Schwingung, ausgelöst durch eine Berührung. Die Theorie der Resonanz hinterfragt also unsere Beziehung zur Welt. Kann uns die Welt berühren? Gibt es Begegnungen, die uns bewegen? Bringt die Welt in uns etwas zum Schwingen?

Es ist der Gegenentwurf zur Beschleunigung, in der alles immer schneller bewältigt wird und wir kaum noch Zeit finden, das Leben als solches zu genießen.

Resonanz ist damit ein Gegenentwurf zu unserem immer effizienter durchstrukturierten Alltag, forciert von einem der dauerhaften Steigerungslogik unterworfenen und dem Kapital gehorchenden Wirtschaftssystem. Klingt sperrig? Ist es aber nicht.

Beispiel: Früher war der Einkauf im Dorfladen eine resonante Erfahrung. Man hatte Zeit für einen kleinen Plausch mit der Kassiererin, wenn es auch nur wenige Worte oder ein Lächeln war.

Heute kaufen wir bei großen Discountern ein. Meist haben wir selbst keine Zeit, und auch wenn wir diese haben, entsteht keine Resonanz. An der Kasse schaffen es nur Profis, die Dinge im gleichen Tempo in den Einkaufswagen zu laden, in dem die Kassiererin sie über den Scanner jagt. Zeit ist Geld, die Angestellte hat keine Wahl. Wenn Sie langsamer macht, sich vielleicht Zeit nimmt für ein paar nette Worte, hat sie den Job nicht lange. Unsere Wirtschaft hat keine Zeit für Resonanz. Denn Resonanz bringt kein Geld.

Die Motivationsforschung zeigt: Kurze, freundliche Begegnungen mit Mitmenschen stärken unsere intrinsischen Motivationssysteme. Sie werden vom Körper intensiv wahrgenommen und stärken sogar das Immunsystem. Doch zu diesen Begegnungen kann es nur kommen, wenn man sich Zeit schenkt. Gleiches gilt für Momente in der Natur, bei klassischer Musik oder der Betrachtung von Kunst. Resonante Erfahrungen entstehen hier nur, wenn wir uns bewusst Zeit nehmen, mit diesen Menschen oder Dingen in Kontakt zu treten. Wenn wir ihnen erlauben, uns zu berühren. Uns im Sinne der Resonanz zum Schwingen zu bringen.

Dabei hat ein Jeder laut Rosa seine Resonanzachsen. Bereiche, in denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, mit der Welt in eine Beziehung treten zu können.

Und bei Klassische Automobile Wesel erleben wir es täglich: Ein klassisches Auto ist eine hervorragende Resonanzachse. Zunächst einmal bedeuten alte Autos oft Entschleunigung. Im betagten Engländer ist ihnen der drängelnde Audi SQ7 Fahrer mitleidig egal. Sie „wandern“ durch die Landschaft, wie es der große Fritz B. Busch formulierte, alles zieht in gemäßigtem Tempo vorbei.

Sie haben Zeit. Zeit, die Landschaft zu genießen. Zeit, die Mechanik ihres Autos zu fühlen. Zeit für ein nettes Gespräch mit dem Beifahrer. Sie sind nun in einer resonanten Beziehung zur Welt, und das auch aus anderem Grund. Denn die Fahrer von Klassikern bilden oft eine Gemeinschaft, auch wenn man sich nicht tiefer kennt. Gemeinsame Ausfahrten. Der Besuch von Treffen. Die geliebten Benzingespräche.

Doch auch der kleine Gruß im Vorbeifahren, der nette Schnack an der Tankstelle, der Plausch beim Lieblingscafé: All dies sind in höchstem Maße resonante Erfahrungen, denn diese Momente berühren uns. Bereichern uns. Sind für ein gelungenes Leben viel entscheidender, als wir oft meinen. Und lassen uns für eine, wenn auch kurze Zeit, aus dem Hamsterrad der Beschleunigung aussteigen.

Und plötzlich ist sie wieder da: Die Welt, die Menschen, die Natur. In all ihrer mannigfaltigen Schönheit. Sie war uns so lange gar nicht aufgefallen. Schön, dich zu sehen.