Aktuell ist meine philosophische Auseinandersetzung auf die Denkrichtung der Stoiker fokussiert. Die Stoiker, eine etwa 2.000 Jahre alte griechische Schule des Denkens, ersucht den Weg zur inneren Gelassenheit auch in den stürmischsten Zeiten aufzuzeigen. Der Weg zu diesem hehren Ziel? Eine recht einfache und Ihnen möglicherweise wohlbekannte Formel:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Der amerikanische Theologen Reinhold Niebuhr verfasste jenes Gelassenheitsgebet um 1941 und war seinerseits stark stoizistisch geprägt. Sein Gebet verdeutlicht das Prinzip der Stoiker schlicht am besten: Gelassen und heiter kann nur der sein, der die Grenze dessen kennt, was er in seinem Leben kontrolliert und was nicht.

Beispiel: Ihr Flug verspätet sich. Ganz klar außerhalb ihres Kontrollbereichs. Kein Fluchen oder Beschweren wird an der Abflugzeit etwas ändern. Was Sie jedoch ändern können: Ihre Einstellung zu unkontrollierbaren Ereignissen. Denn so wenig sie in der Hand haben, was am heutigen Tag alles geschieht, so sehr haben Sie in der Hand, wie Sie darauf reagieren.
Anderes Beispiel: Ihnen wird die Vorfahrt genommen. Sie schäumen vor Wut. Doch das dreht die Zeit nicht zurück. Jede nun freigesetzte Energie, alles Fluchen und Schimpfen, trifft wen? Genau. Sie selber. Und die hier verschwendete Energie fehlt dann möglicherweise an anderer Stelle, um etwas wirklich Sinnvolles oder Schönes zu tun. Und macht, ganz nebenbei, auf Dauer krank.
So schrieb bereits Nietzsche, kein Ding an sich sei gut oder schlecht, sondern unsere Meinung mache es dazu.
Nach den Stoikern führt jener, der sich über das erregt, was er nicht kontrolliert, ein fremdbestimmtes Leben. Denn dann vermag das Verhalten anderer Menschen oder unverhoffte Ereignisse die eigene emotionale Verfassung zu gefährden, womit der erstrebte Zustand des Glücks am seidenen Faden des nicht immer wohlmeinenden Umfeldes hängt. Volatiler kann Glück nicht sein, denn mal ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass heute jeder nett zu Ihnen ist und alles perfekt läuft? Genau. Sehr gering. Je schneller Sie das akzeptieren, desto schneller werden Sie gelassen.

Sie merken schon, wo das hinführt, nicht wahr? Genau. Was macht also der Stoiker, der im Stau Richtung Köln oder sonstwo steht? Wenn er bereits auf der besten Route ist, hat er alles getan, was er in diesem Moment tun kann. Und sollte alles Andere mit voller Kraft annehmen. Denn auch hier wird kein Drängeln oder Fluchen ihre Ankunft signifikant verringern, runter geht statt der Ankunftszeit nur ihre Stimmung.
Die Frage, ob Sie vielleicht ihr Leben ändern sollten, wenn Sie diesen Stau tagtäglich erleben, ist ein ganz anderes, philosophisches Kapitel…