Cadillac Escalade

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Wenn auch Sie es satthaben, dass man ihnen die Vorfahrt nimmt, andere Verkehrsteilnehmer drängeln oder sich vor ihnen in jede noch so kleine Lücke quetschen, haben Sie a) die falsche Einstellung oder b) vielleicht einfach das falsche Auto. Für b) hätten wir probate Abhilfe im Portfolio. Denn in einem Escalade passiert ihnen das nicht. Der ist dermaßen groß und mit einer solch einschüchternden Präsenz gesegnet, dass ihm selbst die aggressivsten BMW Fahrer voller Ehrfurcht begegnen und gern etwas mehr Abstand halten.

Oder ist es das Image? In ungezählten Filmen fuhren die bösen Jungs Escalade. Es riecht für viele irgendwie schon nach Ärger, wenn man mit ihm nur bei Edeka parkt, um Pampers zu holen. Ja, er ist quasi die Definition von Gangster, von bigger is better, dem amerikanischen Traum.

Wenn man sich ihm nähert, muss man seine Maßstäbe für Größe völlig neu überdenken. Ein der Schwindsucht nicht eben verdächtiger Mercedes GLE wirkt neben ihm wie zu heiß gewaschen, ein Polo wie ein Matchbox Auto. Doch er verschwendet diesen Raum nicht, sondern offeriert ihn seinen Passagieren. Von Reihe 1 zu Reihe 3 braucht man fast eine Gegensprechanlage, alle Insassen lümmeln sich auf dicken Captain Chairs. Wirklich überraschen tut dieser Raum ob der Ausmaße nicht, die Qualität dagegen schon: Früher war ein Escalade innen eine Wüste aus Plastik und einem mehr oder minder erfolgreichen Versuch, Holz durch Plastik zu imitieren. Und das Leder, auch wenn es stets echt war, fühlte sich nie an, als sei es je mit etwas Lebendigem in Berührung gekommen.

Jetzt ist alles anders: Der Caddy offeriert als Platinum nur feinste Materialen (Leder, Alcantara, echtes Holz) in extrem akkurater Verarbeitung, so dass man sich ohne Cadillac Symbol auf dem Lenkrad auch in einem deutschen Premiumprodukt wähnen könnte (oder auch nicht, da diese teilweise auch sehr nachgelassen haben). Und er demonstriert eindrucksvoll, dass die Amis den Komfort und alle Arten mehr oder minder sinnvoller, aber definitiv unterhaltsamer Gimmicks erfunden haben. Wir reden hier nicht von Massage, Abstandstempomat, Sitzkühlung, ungezählten Monitoren, dem überragenden Soundsystem oder dem Parkpiloten. Wir reden von den riesigen elektrischen Trittbrettern, von sich wie von Geisterhand öffnenden Fächern an zahlreichen Stellen, dem Kühlschrank, vom Kofferraum aus vollständig elektrisch faltbare Sessel in Reihe 2 und 3 und andere Spielereien, die den Alltag unterhaltsam machen.

Beim Fahren hat er sich von jedweder Lasterhaftigkeit befreit, die ihn früher auszeichnete. Der V8 flüstert leise und schiebt dank 621 NM stets saftig, völlig unmerklich wechselt der 8 Gang Automat die Stufen, auch bei hohem Autobahntempo bleibt es in der Kabine still. Das verdient Beachtung, denn kaum ein Ami-SUV ist bei höherem Tempo leise, was nicht selten daran liegen mag, dass diese Riesen in der Gestaltung ihrer Front in etwa so windschnittig wie eine Doppelhaushälfte wirken.

Auf Reisen, gern mit vielen Personen, die auch an Gepäck nicht sparen müssen, gibt es kaum was Genialeres als so einen Escalade. Er zieht stoisch seine Bahn, federt komfortabel und knipst bei Bedarf 4 seiner 8 Pötte ab, was den Verbrauch (ehrlich!) auf 11 Liter bei Autobahnrichtgeschwindigkeit senkt.

Ökos hassen ihn trotzdem. Falls Sie ein weiteres Kaufargument suchen.